„Die Informatik entzaubern“ – mehr Frauen für die IT gewinnen und Berührungsängste abbauen – die Zukunft des Informatikstudiums

Am 20. August 2018 fand am Unipark Salzburg die Eröffnung der diesjährigen ditact_women´s IT summer studies statt. Das Highlight war die hochinteressante Keynote von Frau Prof. Dr. Juliane Siegeris zu dem Thema ´Wir müssen die Informatik entzaubern´, welche als erste Professorin für den erfolgreichen Frauenstudiengang ´Informatik und Wirtschaft´ an der HTW Berlin berufen wurde. In ihrem Vortrag sprach sie über ihren breitgefächerten Erfahrungsschatz im Aufbau und in der Umsetzung dieses monoedukativen Studienganges. ´Wie begeistert man mehr Frauen für die Informatik? – das war die übergeordnete Fragestellung, mit welcher sich auch das hochkarätig besetzte Podium mit Vertreterinnen aus der universitären IT-Branche, der Landespolitik und der Institutsleiterin für gesellschaftliches Lernen und politische Bildung der Pädagogischen Hochschule auseinandersetzte.

„Wir fangen bei „Null“ an.“
„Studieren mit Kind wird unterstützt.“
„Bei uns ist Fragen erwünscht.“

Mit diesen drei Slogans bewirbt die HTW in Berlin ihren Frauenstudiengang und ist damit so erfolgreich, dass auf 40 Studienplätze 200 Bewerberinnen kommen. Der Vortrag von Juliane Siegeris bezog sowohl das Marketingkonzept des Bachelorstudiums, als auch dessen Zusammensetzung mit ein. Dabei wurde deutlich, dass gerade die Betonung dessen, dass man in diesem Studiengang „von Null anfängt“, die Hemmschwelle von Frauen, ein solches Studium zu beginnen, abbaut. So bräuchte es gerade diese Art der Kommunikation um das komplexe Bild der Informatik zu „entzaubern“ und es als reelle Studienmöglichkeit für Frauen erscheinen zu lassen. Juliane Siegeris betonte zudem, dass die Kurszeiten, die mit der Familie vereinbar sind, aber auch die praxisorientierte Ausbildung, die einige Projekte und Praktika enthält, Studentinnen das Selbstbewusstsein und das Know-How mitgeben, um sich kompetent am Berufsmarkt der IT zu bewerben. Dabei wurde auch deutlich, dass sich der Studiengang einer hohen Beliebtheit und Diversität erfreut und durch die zuvor angeführten Vorteile auch Frauen anspricht, die keine Erfahrungen in der IT aufweisen.

Im Anschluss zur Keynote diskutierte ein hochkarätiges Podium über die Möglichkeiten mehr Frauen für die IT zu begeistern und inwieweit monoedukative Informatik-Studiengänge den Zulauf begünstigen. Dabei sprach sich auch Frau Univ. Prof. Dr. Gabriele Anderst-Kotsis, die das Institut für Telekooperation und die Abteilung der kooperativen Informationssysteme an der JKU in Linz leitet, über die Notwendigkeit aus, Strategien zu entwickeln, um die IT für Frauen interessanter zu gestalten. Dabei betonte sie aber auch, dass die IT nicht „entzaubert“, schon aber „entmystifiziert“ werden solle und dass vermehrt anwendungsnahe Themen und transdisziplinäres Arbeiten im Informatikstudium sicherlich mehr Frauen ansprechen würden.

Landesrätin Mag. (FH) Andrea Klambauer sprach sich für neue Konzepte aus, um mehr Mädchen für die Naturwissenschaften im Gesamten und für die IT im Speziellen gewinnen zu können. So bedürfe es niederschwelliger Angebote, aber auch einer Interdisziplinarität um die Studien für Frauen interessant zu machen.

Prof. Dr. Silvia Kronberger, Hochschulprofessorin für Soziologie und Institutsleiterin für gesellschaftliches Lernen und Politische Bildung an der PH Salzburg, betonte neben der Wichtigkeit der monoedukativen Studiengänge auch die Relevanz einer veränderten Didaktik in der Primarstufe, um Mädchen und Jungen die gleiche Grundausbildung im technischen Vokabular zu ermöglichen, was bisher oft vernachlässigt wird. Darüber hinaus sprach sie sich dafür aus, dass man nicht nur Mädchen für Naturwissenschaften und Informatik, sondern auch mehr Jungen für die Humanwissenschaften gewinnen solle.

Die Initiatorin des Netzwerkes Salzburg Society of Women Engineers, sowie die Senior Lecturer für Informationstechnik & System-Management an der FH Salzburg Rishelle Wimmer, war bezüglich monoedukativen Studiengängen gegenüber eher vorsichtig, da sie die geringe Diversität und die große Homogenität, die solche Studiengänge hervorrufen würden, bemängelte. So seien es gerade die Reibungspunkte zwischen Männern und Frauen im Studium von denen alle profitieren könnten.

Summa summarum zeigte sich als Gesamtbild der Diskussion und Beiträge, dass Frauenstudiengänge in IT und Informatik Studiengängen nach wie vor sinnvoll sind, da diese auch Frauen ansprechen, die sich ansonsten nicht für diese Bereiche entschieden hätten. Jedoch sollten auch die koedukativen Studiengänge neue Marketingkonzepte schaffen, um bei Mädchen und Frauen frühzeitig das Interesse für solche Studiengänge zu wecken.
Als Moderatorin führte Ass. Prof. Dr. Ursula Maier-Rabler, die ditact Projektverantwortliche durchs Programm. Am Ende des openings betont Alexandra Kreuzeder, die ditact Projektleiterin, wie wichtig es ist, Sinnmöglichkeiten in der IT zu schaffen. Sie bedankt sich bei allen Kooperationspartnern für die Zusammenarbeit, und spricht dem gesamten ditact-Team herzlichen Dank für die Unterstützung und das unermüdliche Engagement aus.

Zu guter Letzt eröffnen sie und Ursula Maier-Rabler gemeinsam das Buffett und wünschen allen Teilnehmerinnen und Lektorinnen eine inspirierende und spannende ditact 2018.