Über 130 Teilnehmer*innen besuchten die ca. 30 IT-Kurse der ditact_women’s IT summer studies. Die Eröffnungsfeier der 14. Sommeruni fand am Montag, 22. August im Unipark Nonntal statt.

Als Keynote-Speakerin für das Opening konnte Mag.a Mag.a Dr.in Anita Thaler gewonnen werden. Thaler ist Psychologin und Bildungswissenschafterin und leitet den Forschungsbereich „Frauen* – Technik – Umwelt“ am Interuniversitären Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur sowie
die AG Queer STS. Sie lehrt an den Universitäten Graz und Klagenfurt und ab Herbst 2016 im Modul „Gender & Diversity“ im neuen Master-Studium zu „Technik- und Wissenschaftsforschung“ an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. In ihrer Forschungs- und Publikationstätigkeit beschäftigt sie sich unter anderem mit partizipativer Technikgestaltung, Technikdidaktik, Evaluierungen von Technik-Bildungsprojekten und Gender in Wissenschaft und Technik.

Als weitere Redner*innen waren Ao.Univ.Prof.in Dr.in Sylvia Hahn, Vizerektorin der Universität Salzburg, Landesrätin Mag.a Martina Berthold, Mag.a. Dr.in Elfriede Windischbauer, Rektorin PH Salzburg sowie Mag.a Dr.in Doris Walter, Geschäftsführerin Fachhochschule Salzburg geladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr.in Ursula Maier-Rabler, Projektverantwortliche der ditact.

Das Paradoxon der Informations- und Kommunikationstechnologien: Von allen genutzt, von zu wenigen studiert?

Unser Alltag in der europäischen Gesellschaft erfährt eine starke Prägung durch die Technik. Informations- und Kommunikationstechnologien (IKTs) zählen dabei unbestritten zu den wichtigsten Technologiefeldern und sind eng mit dem alltäglichen Leben verknüpft. Dennoch interessieren sich vor allem weibliche Studierende nur mäßig für IKT-nahe Studienfächer. Für Ursula Maier-Rabler drängen sich hier die Fragen auf, weshalb nicht mehr Frauen selbst in dem Feld aktiv werden bzw. weshalb Frauen nicht selbst Technologie gestalten wollen. Anita Thaler antwortet in ihrem Vortrag mit den drei Ansatzpunkten „Studium“, „Beruf“ und „Schlüsselkompetenz“, um Informations- und Kommunikationstechnologien als Studienfächer und Berufsfelder interessanter zu gestalten.

Studium: „Wie stellen Sie sich eine Person vor, die als Informatiker*in arbeitet?“

Die „self-to-prototype theory“ besagt, dass die Wahl eines Studiums dadurch beeinflusst wird, welche Bilder und Vorstellungen über das spätere Berufsfeld existieren. Der Prototyp „Informatiker*in“ wird leider noch zu häufig (und auch zu Unrecht) mit dem veralteten Bild des blassen Nerds gleichgesetzt. Stimmt das nicht mit dem Selbstbild überein, ist das bereits ein erstes Hindernis dieses Studium zu wählen. Hinzu kommen noch Vorstellungen darüber welche Fertigkeiten für das Studium notwendig sind – auch hier weicht die Vorstellung („Für ein Informatikstudium muss ich ein Mathe-Genie sein“) häufig von der Realität ab. Thaler plädiert hier für mehr Interdisziplinarität. Ihre These besagt dass durch interdisziplinäre Studieninhalte auch eine diversere Studierendenpopulation erzielt werden könne, da sich auf diese Weise mehr Personen angesprochen fühlen.

Beruf: „Don’t fix the women, fix the system!“

Stereotype gibt’s natürlich nicht nur über Berufsbilder, sondern auch (oder sogar vermehrt), wenn es um Geschlechterrollen geht. Rationales Denken und technisches Verständnis wird gerne als typisch männlich gesehen, während den Frauen eher die emotionale Intelligenz zugeschrieben wird. Mädchen wachsen mit dem Vorurteil auf, dass sie in Mathematik weniger begabt wären als die Burschen, umgekehrt müssen die Jungen sich den Vorwurf gefallen lassen, sie wären weniger talentiert wenn es um Sprachen geht. Ähnlich verhält es sich dann später im Berufsleben, wenn der Chefin in erster Linie die Herstellung des guten Betriebsklimas angerechnet wird anstatt ihrer fachlichen Fähigkeiten und dem Techniker/Informatiker jegliche soziale Kompetenz abgesprochen wird. So platt und abgenutzt diese Vorurteile auch klingen, Mann und Frau tragen diese Stereotype in sich und reproduzieren diese. Es gilt eben diese Stereotype zu hinterfragen, zu widerlegen und endlich darüber hinwegzukommen alles in die zwei Kategorien „männlich“ und „weiblich“ einteilen zu wollen.

Schlüsselkompetenz: Coding für alle!

Der dritte und letzten Ansatzpunkt den Anita Thaler in ihrem Vortrag anspricht betrifft die Schlüsselkompetenz: Coding für alle! Wie zu Beginn des Vortrags erwähnt wurde, ist die Technik Bestandteil unserer Gesellschaft. Für Thaler ist daher die logische Konsequenz „Coding“ oder auch „Computer Literacy“ als eine gesellschaftskritische Grundkompetenz zu begreifen. Ein gewisses Grundverständnis und gewisse Grundkenntnisse der Informatik sollten aber in jedem Studium vermittelt werden.
Anita Thalers Appell richtet sich also sowohl an die Informatik- und IKT-Studiengänge, als auch an das Bildungssystem im Allgemeinen: Mehr Diversity in IT-Studien UND mehr IT in allen anderen Studienrichtungen!