Die women’s IT summer studies in Salzburg starteten mit einem Vortrag der ditact Projektverantwortlichen Ass.-Prof. Dr. Ursula Maier-Rabler, Gründerin und langjährige Leiterin des Center for Advances Research and Studies in Information and Communication & Society (ICT&S Center) an der Universität Salzburg.

Am 22.08.2021 fand die offizielle Eröffnung der 20. ditact_women’s IT summer studies 2022 am Unipark Salzburg als hybride Veranstaltung statt. Rund 60 Teilnehmer:innen vor Ort und via zoom folgten dem aufschlussreichen Keynote-Vortrag von Ass.-Prof. Dr. Ursula Maier-Rabler, der langjährigen ditact Projektverantwortlichen, zum Thema „20 Jahre ditact. Vom Defizitansatz zum Gestaltungsanspruch“ und der anschließenden Podiumsrunde mit den Vertreter:innen der Salzburger Hochschulkonferenz sowie weiteren Kooperationspartner:innen. Die ditact feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum und bietet 235 Teilnehmerinnen in 42 Kursen und 9 Vorträgen spannende Einblicke in verschiedenste Themen rund um IT und Digitalisierung.

Begrüßung durch Prof. Arne Bathke, Dekan der Fakultät Ditgital and Analytical Sciences (DAS) der PLUS

Prof. Arne Bathke führte durch das Programm der Eröffnung und startete mit der Begrüßung aller Partnerinstitutionen, Unterstützer:innen und Teilnehmer:innen der diesjährigen ditact. Er kündigte ebenfalls an, die ditact in Zukunft stärker an die neu gegründete Digital and Analytical Sciences (DAS) Fakultät der PLUS zu binden.

Anschließend begrüßte die Salzburger Landesrätin für das Ressort Frauen und Wissenschaft, langjährige Unterstützerin und Partnerin der ditact, Mag. Andrea Klambauer das Publikum. Sie hob die Wichtigkeit der ditact hervor, um einerseits Frauen für die IT zu begeistern, andererseits aber auch Zweifel aus dem Weg zu räumen, die Frauen von technischen Studien abhalten, um somit Freiräume für den interdisziplinären Austausch und die Vermittlung von IT-Fachthemen auf hohem Niveau zu schaffen. 

Landesrätin Mag. Daniela Gutschi, zuständig für das Ressort Bildung und öffentliche Pflichtschulen, betonte ebenfalls die Wichtigkeit, Interesse für technische Berufe bereits in jungen Jahren zu wecken und klischeebehaftete Rollenbilder aus den Köpfen der Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern zu vertreiben. Sie nannte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit von Frauenförderungsprogrammen wie der ditact, die interessierte Frauen, Pädagoginnen, Studentinnen und Schülerinnen seit 20 Jahren durch Lehrveranstaltungen und Vorträge weiblicher Vorbilder aus der IT-Branche inspiriert. 

Rektor der PLUS, Prof. Hendrik Lehnert betonte ebenfalls die Bedeutsamkeit der ditact und ergänzte, dass die Verknüpfung von Digitalisierung und Diversität ganz oben auf der Agenda der PLUS stehe. Die Arbeit in der digitalisierten Welt bringe neue Gestaltungsmöglichkeiten und auch an der Universität gäbe es noch viel zu tun, um die gendergerechte Teilhabe an der Digitalisierung voranzutreiben. 

Ass-Prof. Dr. Ursula Maier-Rabler sprach zum Thema „20 Jahre ditact. Vom Defizitansatz zum Gestaltungsanspruch“

Den Hauptprogrammpunkt bildete der Keynote-Vortrag von Ass.-Prof. Dr. Ursula Maier-Rabler. Sie bedankte sich ebenfalls bei Landesrätin Klambauer für die langjährige Unterstützung und Förderung der ditact und richtete ein Grußwort an alle Partner:innen der Salzburger Hochschulkonferenz sowie alle Teilnehmerinnen.

Maier-Rabler startete ihren Vortrag mit einem kurzen Rückblick auf die Anfänge der ditact, die 2003 von Anna Stiftinger und Ulrike Gschwandtner gegründet wurde. Inspiriert vom Konzept der Informatika Feminale in Bremen etablierten die Gründerinnen einen feministischen, monoedukativen Ansatz der die Summer Studies bis heute prägt.  Die Vortragende betonte ebenfalls, dass den Wechselbeziehungen zwischen IT und Gesellschaft noch wenig wissenschaftliche Beachtung geschenkt wurde, als sie 2004 das ICT&S gründete. Genau in dieser Wechselbeziehung verortet sie allerdings den Wirkungsbereich der ditact, durch die über die letzten 20 Jahre ein Netzwerk bestehend aus 2000 Frauen geschaffen wurde. Dazu gehört unter anderem Christina Schindlauer, Keynote Speakerin der ditact 2019 und Zuständige für Cybercrime im Bundeskriminalamt, die mit 17 Jahren ihren ersten ditact Kurs besuchte. 

Der Fokus des Vortrags lag auf der bewussten und unbewussten Vergeschlechtlichung der IT. Hier thematisierte Maier-Rabler die unsichtbare Einschreibung männlicher Denkweisen in verschiedenen Bereichen der IT – von Codes über Algorithmen bis hin zum Design von Hardware. Sie sprach außerdem von dem Genie-Kult und der Nerd Culture, die sich in diesem Bereich etablierten und ebenfalls sehr stark männlich geprägt sind. Historisch gesehen waren Frauen zwar in den Anfängen der Informatik präsent, wurden aber mit der Einführung der ersten Maschine immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Für Maier-Rabler gilt es daher, die gesellschaftlichen Machtverhältnisse der Technikentwicklung sichtbar zu machen und zu hinterfragen, wer die Richtung bestimmt, in die sich die Digitalisierung entwickelt. Mit 50% Frauen in der Technikgestaltung und -entwicklung gäbe es auch bessere, perspektivenreichere Technik.

Die Keynote Lecture endete mit dem Plädoyer der Vortragenden: „es braucht Mut zur Unbequemlichkeit“. MINT-Initiativen allein seien zu wenig, nachhaltige Eingriffe in die Werkzeuge und die funktionalen Wissensbestände der Informatik, die sich für bislang privilegierte Gruppen durchaus schmerzhaft gestalten könnten, seien gefragt. Die Informatik als gesellschaftsverändernde Kraft trage zur Unterstützung von sozialem Wandel bei und die Gesellschaft sei aufgefordert aktiv mitzureden und sich einzumischen. 

Podiumsdiskussion mit Partner:innen der ditact aus der Wirtschaft und der Salzburger Hochschulkonferenz

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Salzburg Mag. Alexandra Schmidt, wurde unter anderem die Frage diskutiert, welches Angebot an MINT Förderungen Mädchen in ihrem Alltag zur Verfügung stehe. Dazu meldete sich Mag. Irene Schulte (Geschäftsführerin der Salzburger Industriellenvereinigung) und berichtete über einige positive Veränderungen in den letzten 20 Jahren – von „Spürnasen Ecken“ in Kindergärten die von geschulten Pädagog:innen betreut werden, bis hin zu MINT Programmen in Schulen. Sie hob allerdings auch hervor, dass Eltern genauso angehalten seien, Mädchen zu motivieren und ihnen Lust an der Technik zu vermitteln. In der Didaktik, bemerkte Rishelle Wimmer (Senior Lecturer und Internationale Koordinatorin am Studiengang Informationstechnik & System-Management der Fachhochschule Salzburg), sei es allerdings trotzdem schwierig, gegen stereotypisierte Frauen- und Männerbilder anzukämpfen, die sich leider immer noch hartnäckig halten. Ein ausschlaggebender Einfluss seien die Lehrer:innen, die Schülerinnen aktiv unterstützen und ihnen die Scheu vor der Technik nehmen. Deshalb begrüße sie das kostenfreie ditact Modul „Smarte Schule“ für Lehrpersonen. Mag. Katharina Resch-Schobel (tätig im Bereich Kommunikation und Medien für die Österreichische Computergesellschaft) ergänzte, dass geschlechtersensibler Unterricht und die Dekonstruktion klischeehafter Rollenbilder hier ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. 

Als Beispiel, wie sich mehr Vielfalt und Diversität in der IT erreichen ließen, nannte Prof. Arne Bathke den aktiven Rekrutierungsprozess an Universitäten: eine diverse Studierendenschaft mit mehr als 50% Frauen sei das Ziel für den neuen internationalen Masterstudiengang an der DAS Fakultät. Wie Wimmer anmerkte, brauche es ebenfalls ein großes „Reframing“ um IT und Technik vom Standpunkt der „Social Innovation“ neu aufzuziehen und gezielter Werbung für technische Berufe zu machen. Auch der IT-Fachkräfte Mangel am Arbeitsmarkt könne als Chance genutzt werden, mehr Frauen für die Branche zu rekrutieren, indem man die Aussicht auf gut bezahlte, attraktive Arbeitsplätze viel stärker bewerbe, erklärte Schulte. Resch-Schobel brachte ebenfalls die vielfältigen Arbeitsfelder der IT ins Gespräch und erwähnte, dass digitale Lösungen auch im Umweltschutz und Nachhaltigkeitsmanagement eine große Rolle spielen. 

Abschließend wurden bereits zu verzeichnende Erfolge der ditact und Zukunftsausblicke angesprochen. Maier-Rabler erklärte, dass sich die Selbstermächtigung, die ditact Teilnehmerinnen vermittelt wird, hauptsächlich durch deren Netzwerkbildung ausdrücke und in Zahlen schwer messbar sei. Da sich die Anzahl der weiblichen Studierenden in den Informatik Studiengängen nicht signifikant verändert hat, brauche es hier zusätzlich Maßnahmen wie zum Beispiel neue Studienprogramme und eine neue Art der Vermittlung. Der größte Wunsch der Vortragenden wäre 50% Frauen in Entscheidungspositionen, die aktiv mitbestimmen und Technologien gestalten – erst dann wären nachhaltige Veränderungen möglich.